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Marmeload Rockin'

 

Andrea fuhr sich nervös durch die Haare. Ob Max noch sauer auf ihn war?

Er wusste es nicht.

Freilich waren schon über zweieinhalb Jahre vergangen. Aber er selbst konnte sich sein Verhalten Jenny und Max gegenüber nicht verzeihen. Zumindest redete er sich das gern ein.

Die Wahrheit war schlicht und ergreifend, dass er nicht wusste, wie er die Gefühle für Jenny abstellen sollte. Doch es wurde Zeit, dass er sich wieder sehen ließ.

Fabian war bereits informiert und erwartete ihn gegen Mittag. Max hingegen – nun, das war eine andere Frage. Vermutlich war sein Neffe immer noch derart wütend, dass er ihn am liebsten in der Luft zerreißen würde. Was er wohl auch verdiente. Dennoch mochte Andrea es nicht, wenn die Familie zerstritten war. Besonders weil er den Anlass dafür gegeben hatte. Er musste sich bei Max und Jenny entschuldigen, damit die Sache ein für allemal erledigt war.

Verflixt, warum konnte er seine eigenen Verwandten nicht ebenso manipulieren wie die Menschen? Es wäre alles so viel einfacher. Schnell verscheuchte er seine Bedenken, band seine Krawatte, zog das Jackett über und machte sich auf den Weg nach unten.

Jetzt, da er wieder in der Stadt war, wurde er unweigerlich an Jenny erinnert. Nicht nur, weil sie hier wohnte und ihm jederzeit über den Weg laufen konnte, sondern auch, weil seine Wohnung durch Jennys weibliche Hand ihre ureigene subtile Note erhalten hatte. Es gefiel ihm. Er fühlte sich wohl. Obwohl er nie geglaubt hatte, dass Jenny ihm je verzeihen würde. Hatte Max gewusst, dass Jenny für ihn arbeitete?

Natürlich.

Die zwei waren ein Herz und eine Seele. Füreinander bestimmt. Er glaubte nicht, dass Jenny Max irgendetwas verschwieg. Wie auch umgekehrt.

Dennoch war er heute Morgen überrascht gewesen eine völlig neue Wohnung vorzufinden als die, die er seinerseits verlassen hatte. Er war heim gekommen. Als Tüpfelchen auf dem i fehlte nur noch die Versöhnung mit Max. Außerdem ein großer Dank an Jenny, die – wenn er es recht bedachte – eine seine Kreditkarten genutzt haben musste, um das zweistöckige Apartment zu einem gemütlichen Heim zu machen.

Vielleicht hätte er es eher gewusst, wenn er seine Kreditkartenabrechnungen angeschaut hätte.

Oder eher über seinen Schatten gesprungen wäre.

Ah, ein Umschlag auf der Küchenanrichte. An ihn adressiert. Als er danach griff, fühlte er bereits dessen Inhalt und war darum nicht überrascht, die Kreditkarte darin zu finden. Samt einer kurzen, handschriftlichen Notiz:

Ich hoffe, es ist so, wie du es dir vorgestellt hast. Wenn du wieder da bist, ruf mich an. Ich platze vor Neugier. Und, Andrea? Wenn du das nächste Mal einfach so verschwindest, kaufe ich literweise rosa Farbe und überstreiche ALLES. 
Jenny

Andrea musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Zuzutrauen wäre es Jenny allemal.

R. R. Alval

Fantasie für ihr Kopfkino

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