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Zwei Leben
Kapitel 1
Ich, Mia Abalone, war ein Hüpfer. Unter anderem.
Nein, ich hatte keinerlei Ähnlichkeit mit diesen grünen Insekten, die auf der Wiese zirpen. Auch nicht mit niedlichen, kleinen Häschen.
Bis zu meinem 21. Lebensjahr wusste ich nicht mal, dass es solche Menschen wie mich überhaupt gab. Geschweige denn, dass neben der mir bekannten Realität noch eine weitere existierte.
Es gab verschiedene Arten von Hüpfern. Kategorie eins hüpfte von dem Jetzt in die Vergangenheit. Wenn man sprang, legte man dabei stets die gleiche Zeitspanne zurück. ähnlich verhielt es sich bei denen aus Kategorie zwei, nur dass die in die Zukunft hüpften. Praktisch, oder? Sofern man an Lottozahlen oder dergleichen dachte. Und dann gab es noch die Kategorien drei und vier.
Ich gehörte zur drei. Ich sprang in eine andere Realität unserer Welt. Ebenfalls mit exakt den gleichen Zeitspannen zwischen einzelnen Hüpfern.
Kategorie vier, nun, die hatten echt die Arschkarte gezogen. Denn sie hüpften querfeldein, ohne an Zeiten gebunden zu sein. Wie jede Kategorie konnten sie nicht beeinflussen, wann oder ob sie springen wollten. Es passierte einfach. Keiner der Kategorie vier tauchte zweimal in derselben Zeit auf.
Niemals.
Das blieb den ersten drei Gattungen vorbehalten. Warum dem so war, wusste bisher niemand, der sich in dieser Materie auskannte und mit dieser vertraut war. Denn unsere Existenz war ein Geheimnis.
Würde die Regierung davon Wind bekommen, wären wir einzigartige Möglichkeiten, diverse Dinge zu beeinflussen. Doch den Lauf der Geschichte konnte man nicht stoppen. So sehr man es auch versuchte: Es liefen zu viele Stränge des Schicksals zusammen. Man konnte unmöglich alle aufhalten.
Was mich am meisten ärgerte, war jedoch die Tatsache, dass keiner mich gefragt hatte.
Wenn es nach mir ginge, bräuchte ich diese ganze Aufregung nicht. Besonders weil keiner wusste, wann man als nächstes hüpfte. Zwischen einzelnen Hüpfern konnten Minuten liegen.
Oder Jahre.
Seitdem es die Hüpfer gab, war es nur einer jemals gelungen in einer Zeit zu bleiben. Laut Recherche starb sie nach einer glücklichen, kinderreichen Ehe im hohen Alter von 79 Jahren. Im Jahre 1512.
Ob ich bei all der Aufregung in der anderen Realität je dieses Alter erreichte, war extrem fraglich.
Hätte ich nicht auch einfach in der Weltgeschichte herum hüpfen können, wenn es denn schon unbedingt sein musste? Aber nö, ich musste eine parallel neben unserer Welt existierende besuchen. Als wäre mein Leben nicht so schon stressig genug.
Diese andere Erde war kein Ort, an dem ich mich je heimisch fühlen könnte. Sie war all das, was ich partout nicht brauchte. Technisch auf unserem Stand, standen die Menschen dort unter der Herrschaft eines Militärregimes. Weltweit. Nicht, dass sie eine andere Wahl hätten. Denn im Gegenteil zu unserer Welt wurde diese von zwei hochentwickelten, völlig gegensätzlichen Rassen bewohnt. Wesen, die anderen Moralvorstellungen unterlagen, anderen physikalischen Gesetzen. Wesen von unheimlicher Schänheit, die die Menschen als Fußvolk betrachteten. Gefährlich.
Eiskalt.
Berechnend.
Je attraktiver sie waren, umso tödlicher waren sie.
Ausgangssperren, Waffen, Unterdrückung und ein wenig abwechslungsreiches – abgesehen von unterschiedlichen Graden der Angst – Leben waren die Folge.
Mein erster Hüpfer hatte mich fast einen Herzinfarkt gekostet.
Dabei hatte der Tag damals so schön begonnen! Nichts hatte darauf hingewiesen, dass dieser Samstag vor dem dritten Advent vor zehn Jahren mein Leben radikal ändern würde.
Ich war gegen Mittag mit meiner Schwester und deren vierjährigen Tochter zu einem Weihnachtsbummel ins Kaufhaus aufgebrochen. Überall war es weihnachtlich geschmückt, es roch nach Lebkuchen und gebrannten Mandeln. Aus jeder Etage dudelte uns ein anderes Weihnachtslied entgegen. Aber das störte mich nicht. Ich fand, dass der Advent die schönste Zeit des Jahres war. Es fehlte nur noch der Schnee, dann wäre die Festtagsstimmung perfekt. Gerade eben erklärte mir meine Nichte Ronja, dass Barbie unbedingt einen Mann brauchte, als plötzlich meine Hände und Füße anfingen zu kribbeln, als wären sie eingeschlafen. Zeitgleich überkam mich ein merkwürdiges Völlegefühl. Ehe ich mich versah, stand ich nicht mehr im Kaufhaus, sondern befand mich auf einer militärischen Operation.
Wusch und zack.
Von jetzt auf gleich, ohne irgendeine Vorbereitung, was da auf mich zukam. Instinktiv wusste ich, dass ich mich nicht auf den Boden setzen und den sterbenden Schwan mimen konnte. Ich musste mich anpassen. Schnell! Die Waffe in meiner Hand war mir vertraut, obwohl ich nie zuvor eine gehalten, geschweige denn benutzt hatte. Wie das Funkgerät zu bedienen war, erschien mir ebenfalls geläufig. Den Gesichtern um mich herum konnte ich sowohl Namen als auch Aufgaben zuordnen. Wie auch der Mission, bei der ich mittendrin im schnellen Lauf auf ein Haus zueilte. Sogar die Handzeichen, die der Leiter der Truppe machte, wusste ich zu deuten.
Eigenartig.
Mit einem großen E.
Reingehen, sichern. Verstanden. Allerdings konnte ich wenig später mit der Erklärung, dass es sich um einen verpuppten Razork handelte, nichts anfangen. Vielleicht ein Vogel.
Dachte ich.
Haha.
Dabei sah das Ding vor uns aus wie ein… hm… wie ein Kokon, in den locker ein Jugendlicher passte. Ein großer Jugendlicher. Die Daten, die man an einen anderen Trupp weitergab, erschienen mir plausibel und dennoch verstand ich sie nicht. „Verpuppungsgrad A. “ Die Antwort fand ich sehr informativ. Hoffentlich fiel keinem mein Stirnrunzeln auf.
Nur mein Schlucken zeigte an, dass ich am liebsten schreiend nach draußen gerannt wäre.
„Bewegt eure Ärsche hierher, bevor aus dem A ein B wird. Am besten gestern!“, fauchte der Teamleiter in das Funkgerät und wartete auf die von einem Knacken begleitete Antwort. Ich wollte gar nicht wissen, was B bedeutete. Vermutlich B wie: Bald ist hier die Kacke am dampfen.
Wenn das Ding vor uns so gefährlich war, wieso schossen sie nicht einfach darauf? Ein Teil meines Gehirns, der an diesen Ort gehörte, kannte die Antwort. Weil ein Kokon nahezu unzerstörbar war. Es sei denn, man benutzte etwas Explosives. Zeitgleich wurde mir auch bewusst, dass man einen Razork - was immer das nun schon wieder war - nur als Kind oder kurz nach dem Schlüpfen verwunden konnte. Sofern man genug Zeit dafür hatte.
„Abalone, sieh nach, ob Einheit F schon zu sehen ist. Das ist zwar dein erster Einsatz, aber ich wette, dir geht der Arsch auf Glatteis.“ Die Wette wprde er aber sowas von gewinnen! Warum hieß ich hier auch Abalone? Die Frage interessierte mich nicht so brennend wie die Tatsache, dass es mein erster Einsatz war. Ich könnte also Fehler machen.
Theoretisch.
Ich vermutete jedoch, dass mich ein Fehler das Leben kosten würde.
Eilig schritt ich zurück zur Tür und hielt Ausschau nach irgendwelchen Fahrzeugen oder wie auch immer das andere Team gedachte hier aufzutauchen.
So wie ich die Tür öffnete, überfiel mich wieder dieses seltsame Kribbeln meiner Gliedmaßen und mein Magen fühlte sich an, als hätte ich zuviel gegessen. Zack – stand ich wieder im Kaufhaus und wurde von Weihnachtsmusik berieselt.
Es dauerte nur Sekunden, bis ich mich wieder erinnerte, warum dem so war und warum mir meine Nichte einen topschick angezogenen Ken unter die Nase hielt. Hatte ich sowas wie einen Tagtraum gehabt?
Gut möglich. Denn das andere war einfach zu absurd. Wäre es real gewesen, müsste ich ausflippen und mich von den Jungs mit den weißen Jacken abholen lassen. Außerdem schienen weder Schwester noch meiner Nichte meine Abwesenheit aufgefallen zu sein.
„Lass uns später noch ein bisschen über den Weihnachtsmarkt schlendern.“, schlug ich vor, „Ich brauche einen Glühwein.“ Oder zwei. Oder drei. Ganz dringend!
Liebend gern würde ich jetzt erzählen, wie ich mich betrunken hatte und über das Erlebte im Nachhinein gelacht. Doch dem war nicht so. Nur etwa zehn Minuten später traten zwei freundlich lächelnde Herrschaften zu mir und baten mich sie zu begleiten. Ich wusste damals nicht wie sie es anstellten, dass Bea mich einfach ziehen ließ.
Sogar für Ronja schien ich plötzlich Luft zu sein. Als würde ich gar nicht existieren.
Meine Frage, warum ich mit ihnen mitgehen sollte und dass ich sie gar nicht kenne, beantworten sie mit einem einzigen Satz, der mich mit einer Gänsehaut überzog. „Es wurde Zeit, dass sie hüpfen, Mia Abalone. Auch wenn ein Kaufhaus ein denkbar schlechter Ort für den ersten Hüpfer ist.“ Ich war… gehüpft. So nannte man das? Warum, in Gottes Namen, hatte niemand es für nötig gehalten mich vorzuwarnen?
Klar, wäre auch zu schön gewesen, wenn es nur ein Tagtraum gewesen wäre. Selbst die Jungs mit der weißen Jacke erschienen mir auf einmal viel verlockender.
Aber da ich bereits geahnt hatte, dass diese andere Welt der Realität entsprach, konnte ich ebenso gleich mit allen Fragen rausrücken, die mir auf der Zunge brannten.