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Fünf Stunden später war ein Großteil der Akten auf meinem Schreibtisch zu einem sehr übersichtlichen Stapel geschrumpft. Ich schwelgte etwa zehn Minuten in der Genugtuung noch vor Weihnachten mein Pensum zu erfüllen. Als Adam in mein Büro trat – mit einem verdächtigen Grinsen – schwante mir Furchtbares. Ah, ich hätte positiv denken sollen! Sowas wie: Ich kann eher heimgehen... ich kann Überstunden absetzen... ich bekomme einen Orden... oder eine kostenlose Fußmassage…
Stattdessen füllte er meinen winzig klein geratenen Aktenberg wieder auf, so dass er an den Mount Everest erinnerte. Meine Motivation sackte irgendwo auf Kellergewölbe-Niveau. „Bis Weihnachten sollte das fertig sein, Dana. Anderenfalls bleibst du hier. Motivation genug?“
Uff.
Na wenn das ein Ansporn sein sollte, dann wusste ich nicht, wie er Leuten drohte.
Ich wollte es auch gar nicht wissen.
Also nickte ich schwach, holte tief Luft und stöhnte erst frustriert, als er die Tür hinter sich schloss. Sklaventreiber, murrte ich meinen Bildschirm an - wenn auch nur gedanklich. Die Gefahr, dass er mich reden hörte, war einfach zu hoch. Gut, die Bezeichnung war übertrieben: Adam war eigentlich ein sehr umgänglicher Chef. Nur der Blick auf den Stapel von fingerdicken Ordnern konnte einem gehörig die Weihnachtsstimmung vermiesen.
Paradox, dass ausgerechnet die Engel das Weihnachtsfest nicht mochten.
Zugegeben, sie waren dunkle Engel.
Keine der leuchtend hellen Figuren mit flauschig weißen, weichen Schwingen und wehenden weißen Nachthemdchen. Oder androgynen Gesichtern.
Im Gegenteil: Sie waren durch und durch männlich. Mit mehr Testosteron als zuweilen gut für sie war.
Dabei fiel mir ein, dass - obwohl ich doch wusste, was sie waren - ich sie noch nie mit Flügeln gesehen hatte.
Nicht mal in meinen Träumen.
Wollte ich das sehen? Irgendwie könnte es durchaus lächerlich wirken, wenn sie mit kleinen Puttenflügelchen zu einem Daemir schwebten. Schließlich konnten sie teleportieren.
Ich an ihrer Stelle würde auch auf die Miniflügelversion verzichten.
Die wäre… peinlich.
Total unmännlich!
Ich stürzte mich auf die Ordner. In meinem Kopf versuchte ich ein Bild zu bekämpfen, das mir ein krampfhaftes Glucksen bescherte: Adam und die anderen Engel mit wehenden Nachthemdchen, Heiligenschein und winzigen Flügelpärchen...
Scheiß auf Flügel!
Flügel waren überbewertet.
Bei zwei Meter großen Männern.