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Achtung: Sämtliche Leseproben sind Rohfassungen! Fehler möglich.

Rico spazierte in meine Wohnung als gehörte sie ihm, musterte MacRussett von oben bis unten und drehte sich dann zu mir um. „Sagen wir mal so. Ich war ein wenig um dich besorgt. Immerhin waren wir drei Jahre zusammen. Aber wie ich sehe, vermisst du mich kein bisschen.“ Rico besorgt? Niemals. Eher brauchte er eine Frau, die er flachlegen konnte. Welche zweifelhafte Ehre. MacRussett trat auf ihn zu, hielt ihm die Hand hin und stellte sich vor. „Und Sie sind?“
„Das geht sie verdammt noch mal nichts an!“, fauchte Rico. MacRussett legte den Kopf leicht schief; wiederholte seine Frage mit etwas Nachdruck. Seltsamerweise sprudelten daraufhin die Worte nur so aus Ricos Mund: Voller Name, Adresse, Beruf, Größe, Gewicht. Im Prinzip zählte er seinen kompletten Lebenslauf auf.
Obwohl ich liebend gern weiter zugehört hätte, hatte ich plötzlich das dringende Bedürfnis die beiden allein zu lassen und einen Kaffee zu kochen. Auweia, mutiere ich zu Herbert? Oder zu einer perfekten Gastgeberin? Hoffentlich erfuhr das meine Mom nicht!
Das Keksgebäck, das ich schon in eine kleine Schale gegeben hatte, schüttete ich leicht zerknirscht wieder in die Tüte. Das waren meine Kekse. Ich würde möglicherweise meinen Freundinnen etwas davon abgeben oder auch meiner Familie. Aber nie und nimmer meinem Exfreund und meinem Exchef, der das mit der Kündigung noch nicht begriffen hatte.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mir, genau wie Rico, einen Stempel mit der Aufschrift ‚Finger weg – Meins!’ aufdrücken wollte. Sorgsam verteilte ich den Kaffee in die Tassen. Für Rico mit Milch, für MacRussett schwarz und für mich bunt – also mit Milch und Zucker.

Ich balancierte das Tablett mit den Tassen in die Wohnstube, in der die zwei wie uralte Freunde gegenüber hockten und sich unterhielten, wobei ich noch ein winziges Fetzelchen des Gesprächs auffing. „Eine Hyve würde ich zu gern mal in der Hand halten.“, erklärte eben MacRussett. „Kein Thema. Du solltest mal mit zu einem Treffen kommen. Am Montag ist eins in meiner Wohnung. Falls du die nicht findest, Becca weiß wo ich wohne. Einen Kerl wie dich könnten wir wirklich gut gebrauchen-“
MacRussett lächelte äußerst zufrieden. „Abgemacht. Welche Uhrzeit?“
„Mittags, Punkt 12. Diese elenden Blutsauger sind dann außer Gefecht.“

Ich war ein wenig verwirrt. Was hatte Rico denn mit Anwälten zu tun? Die andere Option waren freilich Mücken oder Moskitos, aber davon waren wir um diese Jahreszeit noch verschont. Hielten die sich neuerdings an Uhrzeiten? Vor allem, wie passte MacRussett da hinein?
Lächelnd stellte ich den Kaffee auf den Tisch und setzte mich mit großem Abstand neben MacRussett auf mein Sofa. Lady, die Verräterin, hatte es sich auf dessen Schoß gemütlich gemacht, wo sie zufrieden schnurrte. Dabei hatte ich ihr einen so schönen, neuen Kratzbaum gekauft, in dem sie sich vor bösen, ungehobelten Männern verstecken konnte.
Zugegeben, momentan wirkten beide auf mich sehr friedlich, sogar zuvorkommend.
Beide lobten mich wegen des hervorragenden Kaffees; beide überhäuften mich mit Komplimenten. Ich war sicher nur im falschen Film. Genau. Das alles hier passierte nicht wirklich.
In Wirklichkeit kämpften sie um meine Gunst, indem sie sich gegenseitig anbrüllten, taxierten, sich ein Duell mit ihren Fäusten lieferten und meine Wohnungseinrichtung zertrümmerten.
Ein irres Kichern quetschte sich aus meiner Kehle, woraufhin MacRussett seinen langen Arm um mich legte und mich an sich zog. „Alles ok?“ Wow, der Mann war besorgt um mich! „Becca? Geht’s dir gut?“, hörte ich auch Rico fragen. Nein, mir ging es nicht gut. Zwei Testosteronbrocken saßen in meiner Wohnstube, tranken Kaffee und verhielten sich wie Menschen!
Sie schlugen sich nicht gegenseitig die Köpfe ein. Ich musste zwingend meine Weltanschauung überdenken.
Ganz dringend.
Auf meinem Balkon.
Mit meinem Kaffee.
Und einer Zigarette.
„Ja, ja, alles in Ordnung. Ich lass euch zwei eine Weile allein.“
„Wohin willst du?“, fragte MacRussett argwöhnisch, was mich erneut kichern ließ. „Nur auf den Balkon. Wenn ich einmal runterhüpfe, kapier ich vielleicht, was hier gespielt wird. Auf jeden Fall habe ich meinen Kopf dann mal kurz Gassi geführt.“
Beide Männer starrten mich völlig entgeistert an, bereit, jeden Moment aufzuspringen und mich zurück zu halten.
"Keine Panik.“, versicherte ich und zeigte meine Kippenschachtel, die ich vom Fensterbrett nahm, nachdem ich den Balkon geöffnet hatte. „Ich rauche nur eine.“
Oder auch zwei.
Vielleicht auch die gesamte, gottverdammte Schachtel!
Den heißen Kaffee schlürfend stellte ich mich an die Brüstung, zündete mir eine Zigarette an und zerbrach mir den Kopf darüber, was diese Kerle vorhatten. MacRussett kannte ich privat so gut wie gar nicht. Doch wenigstens bei Rico konnte ich eine Hand dafür ins Feuer legen, dass er nicht der Typ war, der sich Friede, Freude, Eierkuchen einen neuen besten Kumpel innerhalb von nicht mal einer halben Stunde zulegte.
Dafür war er viel zu paranoid.
Ich erinnere mich noch gut an unser letztes Treffen in einem Restaurant, auch wenn das schon eine halbe Ewigkeit her war. Überall sah er Menschen, die ihn und mich angeblich verfolgten; die nur auf einen günstigen Moment warteten.
Für was, hatte er nicht erwähnt. Lächelnd hatte ich ihm zugestimmt, da er sich sonst in diese Sache dermaßen hineingesteigert hätte, dass ich mit leerem Magen heimgegangen wäre.
In den drei Jahren, in denen ich mich ihm liiert gewesen war, hatte ich keinen seiner Kumpel persönlich kennen gelernt. Er hatte auch meine Freundinnen nicht treffen wollen. Ebenso wenig wie meine Familie, was Mom natürlich dazu veranlasst hatte mir zu erklären, er wäre nicht der Richtige. Rico hatte nur von mir wissen wollen, ob ich sie - also Family und Friends -  schon mal bei Tag gesehen hätte. Eine wirklich absurde Frage.
In regelmäßigen Abständen stellte er sie mir erneut. Ich gab ihm  immer die gleiche Antwort. Manchmal hatte ich geglaubt, er wäre nicht nur paranoid, sondern auch vergesslich.
Und jetzt hockte er da drinnen mit MacRussett als ob er ihn schon ewig kennen würde. Selbst bei dem war ich mir sicher, dass er nicht aus heiterem Himmel neue Freundschaften schloss. Ob die Chemie nun stimmte oder nicht.
In dem Moment steckte Rico seinen Kopf durch die Balkontür. „Ich mach los, Becca. Danke für den Kaffee und … du hast dir einen guten Mann ausgesucht. Ich wünsch dir mit ihm alles Glück der Welt. Sei mir bitte nicht mehr böse, dass ich so ein Arsch gewesen bin, ja? Ruf mich bei Gelegenheit doch mal an.“ Er warf mir eine Kusshand zu und verschwand.
Könnte mich bitte mal jemand kneifen?
Ich würde auch eine schallende Ohrfeige in Kauf nehmen!
Wie angewurzelt stand ich da, den Mund halb offen, meine Kippe rauchte in meiner Hand vor sich hin, mein Kaffee wurde kalt, während ich nicht begriff, welches Schauspiel hier gerade aufgeführt wurde. Shakespeare war es nicht - alle Hauptdarsteller lebten noch.
Wer immer das Stück geschrieben hatte und nun Regie führte, hatte vergessen mich einzuweihen. Nun betrat MacRussett meinen Balkon, der in dem Moment viel kleiner wirkte, als er eigentlich war.
Der Balkon; nicht der Mann.
„Wir sollten das Kriegsbeil begraben, Rebecca. Es tut mir leid, dass ich mich Ihnen gegenüber ein wenig… seltsam aufgeführt habe.“ Ein Kriegsbeil? Nun, ich hatte das sicher nicht ausgegraben. Ich bezweifelte, dass das hier ein Stück von Karl May war. Mir fehlten die Indianer. Die Cowboys. Die Pferde…
„Rebecca?“ Verwirrt legte ich meinen Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf. „Ja, ja. Was immer Sie wollen.“, murmelte ich, drehte mich um, drückte die Zigarette aus und trank einen riesigen Schluck von meinem Kaffee.
Vielleicht waren da irgendwelche Halluzinogene drin, die bei den Männern diese glückselige Mine gezaubert hatte.
Vielleicht hatte ich auch etwas verpasst und wir waren zurück in den 70ern, wo sich alle Blümchen ins Haar banden, dieses lang wachsen ließen und nackt durch die Gegend sprangen, während sie fröhliche Liedchen trällerten und öffentlich Unzucht trieben.
Leider besaß mein Kaffee nichts davon.
Er schmeckte einfach nur furchtbar. Wohl, weil er kalt war.

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