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Die Nacht hatte ihren schwarzen Mantel über die Stadt ausgebreitet. Es war die Zeit, in der Daemire ihr Unwesen trieben. Levet spürte sie so deutlich, als würde er in ihren Köpfen spazieren gehen: Ihren Hass, ihre Unrast, ihr törichtes Verlangen nach einer Seele, das stete Begehr nach Blut. Dies alles überdeckte ihre ureigenen Instinkte und das Wissen des Vampirs, der sie früher einmal gewesen waren.
Nicht jedoch ihre Fähigkeiten.
Der erste hielt sich in einem verlassenen Fabrikgelände auf, auf das er – Levet legte den Kopf schief – sie ihr ahnungsloses Opfer hingelockt hatte. Den Geist des jungen Mannes hatte sie nicht vernebelt, so dass es für diesen ein berauschendes Gefühl war, wie sie seine Haut mit ihren Fängen durchbohrte. Gleichzeitig wurde er aufgefressen von seiner Angst, die das Adrenalin durch seinen Körper pumpfe. Der Kerl wusste instinktiv, dass er sterben würde.
Levet machte sich nicht die Mühe sich bedeckt zu halten, um den Daemir in Sicherheit zu wiegen. Er war ihr überlegen. In vielfacher Hinsicht. Der Engel schlug so schnell zu, dass die einst schöne Vampirin noch nicht einmal die Zeit hatte zu kreischen. Ein kraftvoller Windstoß, der sich zu riesigen Klauen formte, riss sie von ihrer Beute weg und in der Mitte entzwei. Tausende Staubteilchen, die wie Rubine glitzerten, wurden von dem Sturm in alle Richtungen verteilt. Der junge Mann sackte auf die Knie und kippte vornüber. Sie hatte schon beinah zu viel von ihm getrunken.
Aber er lebte noch.
Das Herz war noch dort, wo es hingehörte.
Mit der geliehenen Fähigkeit eines anderen seiner Art beseitigte Levet die verräterischen Spuren am Hals des Mannes. Dann erteilte er diesem einen mentalen Befehl, den dessen Körper sogar dann noch ausgeführt hätte, wenn bereits jegliches Leben aus ihm gewichen wäre. Gegen den Blutverlust konnte Levet nichts unternehmen. Es war keine Verletzung, die er heilen konnte - selbst wenn er das gewollt hätte.
Ein Daemir war vernichtet.
Noch zwei übrig. Für den Moment zumindest.
Der Mann torkelte mit unbeholfenen Schritten wie ein Betrunkener weg von dem Gelände, in die nächste belebte Straße. Irgendjemand würde ihm schon helfen. Wenn nicht, war das auch egal. Es ging Levet nichts an.
Sich konzentrierend teleportierte er sich zu dem nächsten Daemir. Diesen beseitige er ebenso schnell wie schon den ersten. Dessen Opfer sah ihn mit großen Augen an. Noch war die junge Frau nicht gebissen worden. Mit einer einzigen Handbewegung löschte er ihre Erinnerung aus. Sie würde sich nicht erinnern, wie sie in die dunkle Seitengasse gelangt war. Levet war gleichgültig, ob, wann und wie sie sich von da fort bewegte.
Auch dem nächsten Ungeheuer ging es nicht besser. Noch bevor der reagieren konnte, fegte der Wind die winzigen roten Staubkörnchen hinweg. Das Opfer, ein Frau, schrie.
Beim Thalak! Er hasste es, dass Frauen ständig kreischen mussten. Egal wobei: Bei einer Rettungsaktion, beim Sex, beim Anblick eines Schaufensters oder einer Rockband. Konnten die nicht ein einziges, verficktes Mal ihre Schnauze halten? Sei still! Er musste seine Stimme nicht benutzen. Sein Geist griff auf den ihren zu; sie verstummte augenblicklich. Der Daemir hatte schon von ihr gekostet. Nur spielerisch, denn ihre Halsschlagader war unversehrt. Das Blut rann langsam an ihrem Hals hinunter und stieg in Levets empfindliche Nase.
Mit eisigem Blick bedachte er die Frau, die für ihn eine willkommene Ablenkung darstellte.
Ohne Gewissensbisse nahm er sich ihr Blut und ihren Körper, bevor er auch deren Erinnerung ausradierte.
Mit großen Schritten entfernte er sich, wobei er die Stadt mit seinen Sinnen abtastete. Doch da war kein anderes Monster, abgesehen von ihm. Sein Hunger war nur dürftig gestillt. Besser als nichts. In gut einer Stunde würde sein Konzert beginnen, in dessen Anschluss genügend Groupies um seine Gunst kämpften.
Levet würde sie benutzen.
Auf jede erdenkliche Weise.